Herbst-Touren: Indian Summer im Montafon

“Den Sommer in den Bergen ausklingen lassen” – das wäre schön. Gesagt, getan. Im Montafon unternehmen wir zwei Wanderungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten!

“Den Sommer in den Bergen ausklingen lassen” – das wäre schön. Gesagt, getan. Nach kurzer Recherche packen wir unsere Wandersachen und fahren für ein Wochenende ins Montafon.

Wir sind in der Ortschaft Gaschurn untergebracht. Dort beginnen auch unsere beiden Tagestouren, die sich in ihrer Charakteristik komplett unterscheiden: Während uns unsere erste Tour über zahlreiche Maisäß-Alpen ins Europaschutzgebiet zum Wiegensee führt, erklimmen wir am zweiten Tag im hochalpinen Gelände den Madrisella-Gipfel auf 2.466 m.


Tag 1: Aussichtsreich im Naturschutzgebiet zum Wiegensee

  • 12,7 km / Aufstieg: ca. 1.050 m / Abstieg: 1.050 m / Dauer: 6,5 Stunden

Panoramareiche Wanderung im Naturschutzgebiet Verwall. Von Gaschurn über Tafamunt zum Wiegensee und über Ganifer nach Partenen.

Wir starten unsere Wanderung im Ortszentrum Gaschurn (979 m) und folgen zunächst auf Asphalt den Wegweisern in Richtung Tafamunt. Bis Tafamunt sind rund 570 hm zurückzulegen, auf dem Wegweiser in Geschurn steht eine Dauer von 1:45 Stunden Gehzeit. Alternativ kann man auch die Seilbahn nehmen (Tipp: Betriebszeiten vorher überprüfen!)

Schon bald weicht die Teerstraße einem Forstweg und wir finden uns in einem wunderschönen Herbstwald wieder. Hier wimmelt es vor Pilzen und durch die Sonne, die durch die Baumwipfel scheint, wirkt alles noch viel bunter, als es eh schon ist…

Was ist ein Maisäß?

Im Montafon wurden ursprünglich landwirtschaftliche Flächen, die sich auf einer Seehöhe zwischen etwa 1.200 und 1.600 m befinden, als Maisäß bezeichnet. Sie waren durch ihre bewaldete Hanglage für den Ackerbau unbrauchbar und wurden gerodet. Diese “Rodungsinseln” konnten dann für die Viehwirtschaft als Mittelstufe zwischen dem Heimgut im Tal und der Alpe oberhalb der Baumgrenze genutzt werden. Die dabei entstandene Dreistufenlandwirtschaft prägte über Jahrhunderte die Kulturlandschaft und das Leben der bäuerlichen Bevölkerung.

Quelle: Montafon Tourismus

Blick auf die umliegenden Silvretta-Gipfel.

Von der Bergstation der Tafamuntbahn (1.550 m) führt der Weg zunächst durch den Wald stetig bergauf in Richtung Wiegensee. Mit Blick auf die Gletscher der Silvretta und die Silvretta Hochalpenstraße wandern wir das letzte Stück bis zum Wiegensee im Naturschutz-gebiet Natura-2000 und oberhalb der Baumgrenze. Wir genießen das herbstliche Farbenspiel und das Panorama.

Beim Wiegensee (1.950 m) angelangt machen wir eine ausgedehnte Pause. Wir sind heute spät aufgebrochen und treten hier den Rückweg an.

  • Alternativ kann man auch über die Velbellaalpe, 1.983 m (Einkehr möglich, Öffnungszeiten vorher erfragen!) und weiter zum Kopssee (1.822 m) absteigen. Von hier aus steigt man entweder in den Linienbus (Betiebszeiten überprüfen!) oder wandert bis Partenen hinab.
Baden verboten! Der Moorsee Wiegensee auf 1.950 m.

Naturphänomen Wiegensee

Der Wiegensee ist ein Moorsee, der von Moorlandschaften umgeben ist ein sehr seltenes Phänomen aufzuweisen hat: Gräser und Moose wachsen vom Ufer her mit ihren Kriechtrieben auf die Wasseroberfläche hinaus und bilden mit der Zeit ein so dichtes Geflecht, dass ein kompakter Teppich entsteht. Diese schwimmende Pflanzendecke heißt “Schwingrasen” und ist auf den ersten Blick nicht vom normalen Ufer zu unterscheiden. Sämtliche Lebensräume dieses Schutzgebietes sind sehr trittempfindlich. Aus diesem Grund dürfen die sehr gut ausgebauten Wanderwege dieses Naturschutzgebietes nicht verlassen werden.

Für uns geht es nun auf dem selben Weg zurück bis zur Abzweigung nach Ganifer. Dieser Weg ist relativ steil und Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich. Von Außerganifer geht es weiter zunächst auf der Schotterstraße und dann rechts abbiegend querfeldein über den Golfplatz in Richtung Partenen. Hier nehmen wir den Linienbus bis Gaschurn.

Mit drei sehr ausgedehnten Pausen, zahlreichen Foto-Stops und Heidelbeerpflück-Abstechern waren wir ca. 6 Stunden unterwegs.

Have a break – bei diesem Panorama gerne!

Tag 2 Gipfeltour zur Madrisellaspitze

  • 14,3 km / Aufstieg: ca. 500 m / Abstieg: 1.050 m / Dauer: 6,0 Stunden

Panoramahöhenweg der Spitzenklasse. Auf schmalen Bergpfaden über die Versettla- zur Madrisellaspitze und zurück übers Garnera Tal.

Start der Wanderung ist an der Gipfelstation der Versettlabahn. Von Gaschurn bringt uns die Seilbahn auf eine Höhe von rund 2.000 Metern.

Hinter der Bergstation der Versettlabahn führt unser Wanderweg hinauf in Richtung Versettla. Der Weg ist steil, aber gut ausgetreten und breit genug, um beim Gehen das herrliche Panorama des Verwalls zu geniessen. An der Versettlaspitze (2.372 m) haben wir einen Großteil der Höhenmeter geschafft und blicken ins Garneratal, in welches wir im weiteren Verlauf unserer Tour später absteigen.

Blick auf das Verwall von dem Versettlaweg.

Unser Ziel, die Madrisellaspitze (2.466 m) ist schon gut zu sehen. Der Weg zur Madrisella verläuft über einen breiten Grat, der stellenweise noch mit dem Neuschnee der vergangenen Woche bedeckt ist. Aufgrund der warmen Temperaturen an diesem Wochenende ist von dem Schnee jedoch nicht mehr viel übrig und mit guten, knöchelhohen Wanderschuhen bleiben unsere Füße trocken!

Das Ziel vor Augen: Madrisellaspitze 2.466 m

Etwa 30 Minuten nach der Versettlaspitze erreichen wir die Madrisellaspitze 2.466 m und machen dort eine kurze Pause. Gipfelfoto, Eintrag ins Gipfelbuch und weiter.

Ab hier geht´s abwärts. Ziemlich genau 1.000 hm.

Nach weiteren 45 Minuten kommen wir zum Matschuner Joch 2.390 m. Hier kann man sich entscheiden: Geht man rechts ins Nova Tal ab, dann erreicht man nach ca. 2 Studen den Alpgasthof Nova Stoba und somit die Bergstation der Versettlabahn. Geht man links, kommt man ins Garneratal und hat dann später die Möglichkeit zur Mittelstation der Versettla-Bahn aufzusteigen oder komplett im Tal bis Gaschurn zu wandern. Wir entscheiden uns für die längere Variante durchs Garneratal – auch weil uns das gestern von anderen Wanderern empfohlen wurde.

Sehr steil führt der Abstieg anfangs über Wiesen, dann vorbei an einer Maisäß, später durch den Wald und die letzten Höhenmeter wieder im offenen Gelände. Der Wanderweg führt auf die Fahrstraße zur Tübinger Hütte. Nach rund 1.000 Höhenmetern im meist steilen Abstieg sind wir froh, dass es nun etwas gemächlicher bergab geht.

  • Im Garneratal wurde 1994 Robert Schneiders Bestseller-Roman “Schlafes bruder” verfilmt. Das Dorf, das im Film zu sehen ist, sucht man im Garneratal allerdings vergeblich. Es handelte sich um ein temporäres Kulissendorf. Aufgebaut war das Dorf aber aus echten Montafoner Materialien: Regisseur Joseph Vilsmaier hatte im ganzen Montafon verwitterte Holzhäuser aufgekauft, zerlegt und im Garneratal neu zusammensetzen lassen.
Idyll pur. Auf dem Abstieg ins Garneratal.

Angebote soll man annehmen… so will es der Zufall, dass uns ein netter Bergbauer auf den ca. 5 km im Garneratal aufgabelt und ein Stück mit dem Auto mitnimmt. Nach einer weiteren Viertel Stunde strammen Marsches erreichen wir die Mittelstation der Versettla-Bahn und erwischen um 16:45 Uhr eine der letzten Bahnen, die am heutigen Tag nach Gaschurn hinunterschwebt. Das erspart uns weitere 500 Höhenmeter im Abstieg – unsere Knie danken es uns. Und wir dem netten Autofahrer…


Zwei wundervolle, spätsommerliche Wandertage im Herbst liegen hinter uns. Das Montafon kannten wir bislang nur vom Wintersport. Von der Infrastruktur der Wanderwege sind wir absolut begeistert, unglaublich toll fanden wir die Vielseitigkeit der Landschaften. Wir haben hiervon sicherlich nur einen kleinen Ausschnitt rund um Gaschurn mitbekommen. Wir kommen gerne wieder und dann länger!

Praktische Tipps

Essen & Trinken
Insbesondere ab Mitte Oktober sollte man sich über die Betriebszeiten der Alpen, Gasthöfe und Bergbahnen informieren. Vieles schließt Mitte September / Anfang Oktober.

Übernachtung
Explorer Hotel, Gaschurn

Informationen
Tourismus Information, Gaschurn
– Wanderkarte Montafon von Freytag & Berndt, Maßstab 1:35.000