Mit dem Rad zur Arbeit: Bei Regen erst recht!

“Mit dem Rad zur Arbeit” – hört sich generell gut an. Lest, warum mir das Wetter egal ist und Regen für mich inzwischen wirklich kein Grund mehr ist, nicht mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.

“Mit dem Rad zur Arbeit” hört sich ja generell ganz toll an. Kann man machen. Von Frühjahr bis Herbst, und wenn es trocken ist! Inzwischen ist für mich Regen tatsächlich kein Kriterium mehr, nicht mit dem Rad ins Büro zu fahren. Das Wetter ist mir inzwischen egal, bzw. fahre ich wirklich auch sehr gerne Rad, wenn es regnet. Denn dass ich mich auf meine Outdoor-Bekleidung voll und ganz verlassen kann, weiß ich inzwischen. Und außerdem: Was nass ist, wird auch wieder trocken! Also, ab aufs Rad!


Ehrlich bei jedem Wetter?

Bei mir war es nicht so, dass ich über Nacht zur Vollzeit-Pendlerin wurde. Durch meine Leidenschaft fürs Mountainbiken und Teilnahmen an diversen Bike-Marathons und Alpen-überquerungen war ich mit dem Fahren bei “jedem Wetter” bereits vertraut.
Das “daily commuting” war dann eine stetige Entwicklung: Der initiale Startschuss fiel, als ich 2017 entschied, anstatt Süßigkeiten oder Alkohol 8 Wochen lang “Auto zu fasten”. Kurz darauf lief die “Mit-dem-Rad-zur-Arbeit”-Aktion einer Krankenkasse, an der wir im Kollegenkreis teilnahmen, und dann war ich sozusagen schon gut eingefahren. Im Sommer.


Raus aus der Komfortzone!

Im Herbst ging es dann einfach weiter, und im Winter nicht immer, aber immerhin etwa an 50% meiner Arbeitstage. So setzte sich das immer weiter fort. Irgendwann stellte ich mir gar nicht mehr die Frage, ob ich mit dem Rad zur Arbeit fahre. Ich fuhr einfach mit dem Rad.

Ich stellte nämlich fest, dass es tatsächlich sehr selten sehr stark regnet. Also so stark, dass man überhaupt nicht Rad fahren kann. Gibt es das überhaupt (außer bei Gewitter)?

Ganz anders ist es, wenn man auf dem Arbeitsweg von einem Schauer überrascht wird und keine Regenausrüstung dabei hat. Das löst kurzfristig Unbehagen aus und lässt Gedanken aufblitzen wie: “Mist, hätte ich das gewusst, dann wäre ich mit dem Auto gefahren!” oder “Auch das noch, das hat mir gerade noch gefehlt!” – aber ganz ehrlich: So schlimm ist es nicht! Sich ohne Regenbekleidung dem Regen auszusetzen, ist zwar im ersten Moment unkomfortabel, aber so richtig viel passiert in der Regel nicht. Außer, dass man nass wird!

Hier meldet sich einfach unsere eigene Komfortzone und die gilt es dann zu verlassen. Das soll man ja sowieso hin und wieder tun…

Und wir haben bemerkt: Selbst wenn man von einem Regenschauer überrascht wird und keine Regenbekleidung dabei hat, kann man fahren, denn das kommt a) selten vor und b) kann man dann noch immer:

  • in die U-/ S-Bahn oder den Zug steigen. Theoretisch, nicht zwischen 6:00-8:30 Uhr und 16:00-18:30 Uhr. Und natürlich nur, wenn Platz ist.
  • bei autofahrenden Arbeitskollegen eine Mitfahrgelegenheit anfragen.
  • den Bus nehmen.
  • oder einfach unter dem Regen durch fahren.

Denn wie gesagt: Was nass ist, wird auch wieder trocken!


Die Ausrüstung

Auch wenn man es kaum noch hören kann, aber an dem Spruch “Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung” ist definitiv was dran!

Mein erstes Aha-Erlebnis im Hinblick auf gute Funktionskleidung hatte ich bei einer siebentägigen Alpenüberquerung. Noch relativ unerfahren und knapp bei Kasse, sah ich es nicht ein, mir eine teure 3-Lagen-Regenjacke zu kaufen. “Für den Fall der Fälle würde es was Einfaches schon tun”, dachte ich. So erstand ich im Ausverkauf eine Kinderjacke in 164 cm. Als der Dauerregen jedoch unbarmherzig 8 Stunden auf uns herab prasselte und ich bereits nach 30 Minuten bis auf die Haut durchnässt war, entschloss ich, mir bei nächster Gelegenheit eine vernünftige Regenjacke zu gönnen.

Diese Erfahrung hat mich geprägt, und seither gehe ich eher den Weg, dass ich Kosten und Nutzen im Vorfeld abwäge und mir dann im Fachgeschäft etwas Vernünftiges kaufe und mich – wenn ich mich selbst zu wenig auskenne – auch sehr gerne beraten lasse. Mit dieser Strategie fahre ich an sich sehr gut, auch durch den Regen!

Das soll jetzt keinesfalls eine Lobeshymne auf die Outdoor-Industrie sein. Schlussendlich kann ja jeder selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und ob er sich Funktionsbekleidung fürs Radfahren anschafft oder nicht. Ich habe beim täglichen Commuten die Erfahrung gemacht, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich beispielsweise im Baumwoll-T-Shirt oder im Merino-Shirt fahre, ob der Windstopper wirklich hält, was er verspricht und ob der wasserdichte Rucksack nicht doch etwas durchlässig ist und am Ende das Firmen-Notebook das Zeitliche segnet…

Jacke wie Hose?

Das Wärme- bzw. Kälteempfinden ist sehr individuell. Daher kann ich an dieser Stelle nur für mich sprechen. Ich ziehe mich in der Regel so an, dass ich beim Losfahren leicht friere. Warm wird es von ganz alleine. Und ich persönlich mag es nicht, wenn´s mir zu warm ist. Prinzipiell fahre ich mit dem Zwiebel-Look sehr gut und den passe ich je nach Temperatur an.

Fangen wir oben an:

  1. Die Basis und erste Schicht bildet hierbei immer Merino – entweder als Träger- / Kurzarm- oder Langarm-Shirt.
  2. Die zweite Lage ist ein Radtrikot oder dünnes Fleece-/ Polyester Trikot oder eine Primaloft-Jacke.
  3. Als dritte Schicht kommt dann der Wetterschutz – bei Regen eine wasserdichte Regenjacke.

Und die Hose?

Über eine kurze oder lange Radhose mit Sitzpolster ziehe ich je nach Temperatur und Regenintensität eine kurze oder lange Regenhose. Ja, eine kurze Regenhose – ich finde das superpraktisch*!

Exkurs: Wann macht eine kurze Regenhose Sinn?

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass ich an keinem meiner Räder ein Schutzblech habe. Hier mag der ein oder andere die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mir imaginär den Vogel zeigen. Nur zu, ich stehe dazu! Das mag nicht immer praktisch sein, hat bei mir aber den Grund, dass ich mich einfach noch nicht mit der Optik eines Schutzblechs anfreunden konnte. Und deswegen ist die kurze Regenhose eines meiner absoluten Must-Haves im Rucksack. Und das deswegen, weil man oftmals auf regennassen Straßen und Wegen unterwegs ist. Das Spritzwasser lässt den Hintern schnell nass werden weil sich das Sitzpolster recht schnell vollsaugt. Das ist unangenehm. Die Atmungsaktivität einer kurzen Regenhose ist aber bei Weitem besser als bei einer langen Hose!

5 Ausrüstungsbasics bei Regen

  • Wasserdichte, atmungsaktive Regenjacke
    Ideal mit Unterarmbelüftung. Wer mit Rucksack fährt, sollte auf eine robuste und verstärkte Schulterpartie achten, da die Rucksackträger und -gurte die GoreTex-Membran durchscheuern können.
  • Lange Regenhose
  • Wasserdichte Überschuhe
  • Wasserdichter Rucksack bzw. Packtaschen und/oder wasserdichte Packsäcke im Inneren und Rucksackregenhülle als Überzieher über den Rucksack.
  • Je neon, desto besser! Die Ausrüstung darf (soll, muss) farbenfroh sein. Hier geht es nicht um Style, sondern um Sicherheit im Sinne von “Gesehen werden”.

… und jetzt?

Naja, jetzt kann´s losgehen! Der nächste Regen kommt bestimmt! An dieser Stelle möchten wir Euch motivieren, Euch von einem Schauer nicht abhalten zu lassen. Wenn man erstmal auf dem Rad sitzt, ist es gar nicht mehr so schlimm. Schlimm ist es an sich sowieso nicht. Ganz im Gegenteil. Es hat auch etwas für sich, wenn man an Regentagen die Radwege fast für sich hat, den Fokus weg vom Regen lenkt und zum Beispiel noch mehr auf die Natur achtet. Probiert´s mal aus. Radfahren im Regen kann wunderbar sein!

Nach Regen kommt Sonne!


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Zweirat Stuttgart – Alternatives Radforum
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