Unbekanntes Tadschikistan?
Ta-dschi-ki-stan grenzt an Usbekistan, Kirgistan, Afghanistan, Pakistan und China. Was hat dieses unbekannte Stan-Land sonst noch zu bieten? Die Antworten gibt´s in unserem Bericht.
Unbekanntes Tadschikistan?
Wir erreichen die tadschikische Hauptstadt Dushanbe über Istanbul in den frühen Morgenstunden. Nach dem Check-In in unserer Unterkunft legen wir uns zunächst nochmals ein paar Stunden hin, um uns nachmittags die Stadt anzusehen.
Bereits am nächsten Tag werden wir uns per Jeep-Transfer in Richtung Pamir aufmachen. Dort steigen wir auf unsere Mountainbikes und durchqueren einen Großteil Tadschikistans per Bike. Hier geht´s zum Artikel.
Für einen ersten Überblick über ein noch ziemlich unbekanntes “Stan”-Land haben wir hier ein paar wissenswerte Fakten zusammengepackt:
11 Fakten über Tadschikistan
> Tadschikistan war bis 1991 eine sowjetische Republik. Seit 1991 ist es unabhängig.
> Es ist eines der ärmsten Länder Zentralasiens.
> Tadschikistan grenzt an Afghanistan, Usbekisten, China und Kirgistan an.
> In dem Land leben rund 9 Millionen Menschen.
> Amtssprache ist Tadschikisch, Russisch ist sehr verbreitet.
> 90% der Fläche von Tadschikistan liegen auf über 3.000 m.ü.M.
> Das Land ist sehr wasserreich. Es hat 900 Flüsse und 2.000 Seen.
> In Tadschikistan stehen einige der höchsten Berge der Welt.
> Der höchste Berg ist der Pik Somoni mit 7.495 m.ü.M.
> Der längste Gletscher des Landes ist der Fedchenko-Gletscher mit ca. 70 km Länge.
> Für die Einreise nach Tadschikistan ist ein Visum erforderlich.
Die Hauptstadt Dushanbe
In Tadschikistans Hauptstadt Dushanbe leben offiziell rund 800.000 Menschen, inoffiziell geht man von 1.000.000 Einwohnern aus. Es ist die größte Stadt des Landes; die Stadt ist wirtschaftlicher, politischer und kultureller Mittelpunkt.
Diesen beiden Polizisten vor dem Rudaki Park konnten wir ein Lächeln abringen.
Die Temperatur tagsüber liegt bei 42° Grad Celsius. Wir kämpfen gegen den Jet-Lag und stehen in der Hitze noch etwas neben uns. Daher verschieben wir unseren Stadtspaziergang auf die frühen Abendstunden, was uns nicht nur annehmbarere Temperaturen, sondern auch eine wunderbare “blaue Stunde” beschert und die Monumente im Rudaki Park in besonderem Licht erscheinen läßt.
Ismoil Somoni Statue Unabhängigkeitsdenkmal
Auf unserem Stadtspaziergang besuchen wir zudem den Präsidentenpalast, der “Palast der Nationen” genannt wird. Es ist ein prunkvoller Bau und strotzt wahrlich vor Gigantismus. Er dient primär als Wohnsitz des Präsidenten, offiziell ist er aber Konferenzzentrum internationaler politischer Gremien.
Der “Palast der Nationen” in Dushanbe.
Klotzen statt Kleckern: An Blattgold wurde bei den aufwendigen Verzierungen nicht gespart.
Dushanbe Bazaar
Pflicht ist ein Besuch auf dem Bazaar. Hier werden allerhand frische Obst- und Gemüsesorten sowie Brot, Fleisch, Milch und Käse angeboten. Ebenso natürlich verschiedene Trockenfrüchte, Nüsse, Mandeln, Pistazien, Maulbeeren und exotische Gewürze und Tees. Wir können den verführerischen Düften nicht widerstehen und kaufen vielmehr, als wir auf unserer mehrtägigen Biketour durchs Pamir-Gebirge je essen können. Aber wer weiß, wann wir zum nächsten Mal die Gelegenheit dazu haben werden…
Tadschikisches Fladenbrot. Getrocknete Aprikosen, Rosinen, Nüsse, Pistazien,… lecker.
Neben Trockenfrüchten gibt es verschiedene Grün- und Schwarzteesorten zur Auswahl.
Als Vegetarier in Tadschikistan?
Bereits Wochen vor Reiseantritt beschäftigt uns eine Frage: Wie kommen wir als Fast-Vegetarier mit der sehr fleischlastigen Küche Tadschikistans und vor allem auch des Pamirs klar?
Aus Unsicherheit über die Versorgungslage vor Ort decken wir uns im Vorfeld zu Hause mit vegetarischen Würstchen und zahlreichen Energieriegeln in verschiedenen Geschmacksrichtungen ein. Das sind gute 2 kg Extra-Gewicht. Schließlich werden wir während der Tour einen erhöhten Kalorienverbrauch haben…
Alles Fleisch oder was?
Im Land angekommen, bemerken wir rasch, dass unsere Angst ziemlich unbegründet ist. In der Hauptstadt Dushanbe gibt es alles, was das Vegetarier-Herz begehrt und noch viel mehr. Auch in den Dörfern und Städten Khorog und Iskashim gibt es buntes Obst und frisches Gemüse aus eigenem Anbau. Je weiter und höher wir in den Pamir vordringen, desto karger und trockener wird die Umgebung – und desto weniger landwirtschaftlichen Anbau gibt es. Das schlägt sich in der einheimischen Küche deutlich nieder, was allerdings nicht bedeutet, dass es außer Schaf- und Ziegenfleisch und entsprechender Milch nichts gibt.
#nofilter – die Farben sind echt und unbearbeitet. Farbenpracht auf dem Bazaar.
Tschiburecki sind ein typischer Snack. Knusprig frittiert und lecker duftend.
Elementare Bestandteile der tadschikischen Küche sind Tomaten, Gurken, Paprika, Weißkohl, Karotten, Kürbis, rote Beete und Kartoffeln. Typische Gewürze sind Kreuzkümmel, Paprika, Curry und frische Kräuter wie Dill, Petersilie und Koriander.
Herausraged ist das Obst: Wassermelonen, Aprikosen, Trauben, Granatäpfel und Maulbeeren sind häufig erhältlich und überaus lecker.
Fast täglich auf dem Tisch
Da wir eben nur Fast-Vegetarier sind, hatten wir kein Problem mit der Fleischeinlage in den Eintöpfen und Suppen, sondern haben das Fleisch teilweise einfach ignoriert.
- Non: Frisches Fladenbrot, teilweise mit Schwarzkümmel
- Salat aus Tomaten und Gurken mit Dill und/oder Koriander
- Palov: Nationalgericht – Gebratener Reis mit Karotten (und Fleisch)
- Shurbo: Kräftige Brühe mit Kartoffeln, Karotten (und Fleisch)
- Lagman: Eintopf aus Nudeln, Kartoffeln, Gemüse und (wenig Fleisch)
- Sambusas: Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch, aber auch Kräutern, Kartoffeln, Kraut
Unser Fazit zur Kulinarik
Die Küche Tadschikistans bzw. des Pamirs überzeugt nicht unbedingt mit viel Abwechlung auf dem Teller. Unserer Meinung nach kann man sich als Vegetarier aber ganz gut durchschlagen… außerdem sind wir auf dieser körperlich anstrengenden Reise in einem der ärmsten Länder der Welt auch nicht wählerisch, sondern dankbar darüber aus vielen leckeren Dingen auswählen zu können.
Die Menschen in Tadschikistan
Eines vorweg! Wir sind begeistert von dem Interesse, der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft der Tadschiken!
Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren hat Tadschikistan eine sehr junge Bevölkerung. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt im Zeitraum von 2010 bis 2015 70,4 Jahre (Männer: 67,7 Jahre, Frauen: 73,5 Jahre).
Tadschikische Großfamilie im Somoni Park.
Mit etwas mehr als 80% bilden Tadschiken den Großteil der Bevölkerung. Zudem leben in Tadschikistan noch Usbeken (etwa 12%) Kirgisen (knapp 1%) und wenige Russen (unter 1%). Der Anteil der Russen in Tadschikistan ist nach dem Austritt des Landes aus der Sowjetunion 1992 drastisch zurückgegangen. Tendenziell wird Tadschikistan immer homogener: Usbeken, Kirgisen und Russen wandern aus und der Anteil der Tadschiken steigt durch die hohe Geburtenrate mit im Schnitt drei Kindern pro Frau.
Die Tadschiken wohnen in Dörfern meist in Großfamilien zusammen, in den Städten gerne auch in Vierteln oder Häuserblöcken der regionalen Zugehörigkeit. Nach der Hochzeit zieht die Braut zur Familie des Ehemanns und muss sich dort in der Regel mit der Schwiegermutter arrangieren. Nicht selten gehen die jungen Männer zum Arbeiten ins Ausland. Häufig nach Russland, obwohl sie dort aufgrund ihres dunklen Aussehens und der Sprache nicht immer gut behandelt, teilweise sogar diskriminiert werden. Die Gehälter in Tadschikistan reichen für die Wenigsten zur Deckung des Lebensunterhalts aus und so sind die Familien auf dieses Zusatzeinkommen angewiesen.
Pamir-Mädchen bieten uns Aprikosen an Mal sehen, ob das Bike funktioniert…
Stolzer Trucker…
Kinder einer Hirtenfamilie im Pamir
Buena Vista Social Club im Pamir
Während unser Reise haben wir immer mal wieder Gelegenheit mit unserer Crew, welche bis auf Stefan, ausschließlich aus Tadschiken besteht, zu sprechen. Zwei unserer Guides haben studiert. Mohjon arbeitet in Teilzeit als Englischlehrerin und Reiseleiterin. Umed hat Politikwissenschaften studiert, sagt aber, dass er mit dem Gehalt den Lebensunterhalt für seine kleine Familie nicht bestreiten kann. Daher arbeitet er als Taxifahrer und hofft, dass er mehr und mehr als Fahrer im Tourismus gebucht wird. Diese Gespräche stimmen uns sehr nachdenklich,… zumal wir wissen, dass Tadschikistan als eines der repressivsten und korruptesten Staaten der Welt gilt. Immer wieder gibt es hier gravierende Menschenrechtsverstöße und Beschneidungen hinsichtlich der Grundrechte.
Dennoch oder gerade auch deswegen sind wir sehr dankbar hier zu sein und diesen direkten und ehrlichen Austausch mit den Tadschiken und teilweise auch ihren Familien zu haben. Alle Begegnungen, die wir mit den Menschen vor Ort hatten, waren wohlwollend, positiv und von großem Interesse unseres Gegenübers geprägt.
Weiterführende Informationen
Reiseführer Tadschikistan
– Tadschikistan von S.Bittl u. D. Schreiber, Trescher Verlag
Aktuelle politische Lage
– Vorab informieren auf der Webseite des Auswärtigen Amts
Gesundheit & Impfungen
– Für die Einreise nach Tadschikistan und Kirgistan bestehen keine gesetzlichen Impfvorschriften. Empfohlen ist eine Impfung gegen Hepatitis A, ggf. Hepatitis B und Tollwut.
– Informationen unter Centrum für Reisemedizin und Robert Koch Institut
Wir haben Tadschikistan und das Pamir-Gebrige per Bike erkundet. Für uns war das Fahrrad das passende Verkehrsmittel, da man damit weit kommt und trotzdem nah an den Menschen ist.
Lest, wie es uns auf unserer Pamir-Durchquerung mit dem Mountainbike erging!